Sonntag, 4. November 2007

Das Schwesternschiff

Seit einigen Monaten werde ich immer wieder mit Situationen aus der Vergangenheit konfrontiert. Scheinbare Zufälle, die so gehäuft auftreten, sodaß es eigentlich keine Zufälle mehr sein können.

Das zusätzliche Boot, das uns als Schlafschiff die ganze Woche (und jetzt auch noch) zur Verfügung gestellt wurde, registrierte ich kaum, da ich am Regattaboot schlief. Eigentlich nur als Wäscheleine für mein Handtuch ;-)

Irgendwann bemerkte ich, daß es eine Bavaria 36 ist. Schön und gut. Bavaria halt. Ganz gut zum Segeln, aber meist sehr kostengünstig verarbeitet und daher setzt der Verschleiß extrem früh ein.

Als ich aber das Boot gestern zum Übernachten betrat, dachte ich mir noch: so ein Schmarrn-Winkel, man kommt gar nicht gut am Ruder vorbei und mit den Taschen ist das mehr als mühsam.

Ein Blick zum Ruder, Kopfschütteln über die winzige Schräge, die nicht ausreicht, um bei Krängung gut stehen zu können. Ein Blick auf die Backskiste, Kopfschütteln über den schräg abfallenden Verlauf, da man sich auch hier bei Krängung nicht gut abstützen kann.

Und dann: Zingggg! Ein Deja-vu... Schlagartig erinnerte ich mich an ein baugleiches Boot. Die Stella... und Erinnerungen überschwemmten mich. Völlig benommen ging ich unter Deck und allein beim Anblick des Navi-tisches und der schmalen Sitzbänke wurden meine Augen feucht.

Sehr vehement weigerte ich mich, in der Bugkoje zu übernachten. Auch den Salon verweigerte ich... Ich hätte unmöglich dort einschlafen können.

Ich brauchte 2 Stunden, um wieder halbwegs ansprechbar zu sein... das entging natürlich keinem meiner Reisepartner! Weitere 2 Stunden ein Anruf... und um meine Fassung war es entgültig geschehen. Ich saß gerade am Bug und genoß bei einer Zigarette den Anblick der Marina und hörte plötzlich den Nordmann.

Was soll ich sagen? Unglaublich, daß allein die Anwesenheit auf einem baugleichen Schiff diese Erinnerungsflut samt Emotionen hervorrufen kann. Unglaublich, daß allein das Betreten des Schiffes und der Winkel der Backskiste Auslöser war - und nicht die Schiffsmarke, die ich zwar wußte, aber auf der kognitiven Ebene nicht mehr mit den Erinnerungen verbunden war.

Dekadenz gepaart mit Nachbarschaftshilfe

Seit 8 Tagen bin ich am Meer, bewege mich fast ausschließlich in Marinas und auf Booten.

Gerade sitze ich auf einer Bavaria 36, den Laptop auf der Schoß, mit WLAN gratis über die Marina verbunden, neben mir ein 20m Motorboot mit weißem "Klavierlack" und wurde von den Charterbasisbesitzern heute "auf ein Wildschwein" eingeladen. Mitzubringen ist nichts außer gute Laune.

Das Leben hier ist außer dekadent nur noch dekadent, aber ehrlicherweise herrlich. Frühstück im Cafe, in dem sich die Kellner bereits Späße einfallen lassen, um meine morgendliche Umnachtung zu durchbrechen. So wurde ich gestern bereits beim Eingang mit einer Tasse Kaffee, die mir in die Hand gedrückt wurde, begrüßt.

Die unzähligen Segelyachten hier kosten nur einen Bruchteil der wirklich großen Motoyachten. Dementsprechend luxuriös ist die Umgebung, die neben Markenshops von Autos gekennzeichnet ist, deren Leasingrate ich mir nicht mal ansatzweise leisten könnte.

Aufgrund dieser Rahmenbedingungen schloß ich auf Arroganz, Ignoranz und dekadentem Verhalten aller Anwesenden. Doch ich wurde besseres belehrt.

Ist man halbwegs kontaktfreudig, kennt man binnen 2 Tagen alle Eigner am Steg, alle Mitarbeiter der Stützpunkte. Verhält man sich im Gegensatz zu den üblichen Chartergästen nicht arrogant, sonder ladet man alle irgendwann auf ein Bier an Bord ein, blödelt man mit jedem freundlich (egal ob andere Regattateilnehmer, Eigner oder Mitarbeiter) ist man sofort Teil der community hier.

Uns wurde ständig geholfen (egal ob mit Ersatzmaterial, div. Fragen oder bezüglich Behördenwege - DAS wird noch ein eigener Beitrag ;-), jeder nimmt Anteil am Leben der anderen. Gestern eine Einladung zum Steakessen plus Flasche Wein, heute das Wildschwein...

Wir mußten ja das Boot bereits Samstag zurückgeben, unser Flug geht aber erst morgen. Als der Seebär das hörte, stellte er uns ein Boot, das kurz vorm Einwintern steht (und daher keine Segel mehr hat) einfach so zur Verfügung.

Ich sollte heute noch etwas aus einer anderen Marina abholen - mit dem Bus ein Weg von ca 30min. Ich stand bei der Busstation und wurde nach 10 min von einer Mitarbeiterin hier aufgeklaubt und hingebracht. Einfach so...!

Die Hilfsbereitschaft hier ist wirklich unbeschreiblich!

Aktuelle Beiträge

Mir fällt auf, dass es...
Mir fällt auf, dass es viele Inner-Twoday-Referrers...
boomerang - 26. Mär, 16:43
Übersiedelung
Ich bin über die plötzlichen Zugriffe hier völlig baff...
Nehalennia - 18. Feb, 08:29
Vielen Dank für die Preisverleihung,...
Vielen Dank für die Preisverleihung, worüber ich mich...
nömix - 21. Jan, 15:21
Glückwunsch!
Glückwunsch!
Shhhhh - 21. Jan, 11:30
Siegerehrung - Freitagstexter
*trommelwirbel* Seid Ihr entsprechend gekleidet?...
Nehalennia - 20. Jan, 23:52

Archiv

November 2007
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 5 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 6804 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits

Locations of visitors to this page

kostenloser Counter

chuckle
der ganz normale Wahnsinn
Donut
Erlebnisse im Nordland
family stuff
female stuff
Herz & Schmerz
I am sailing
my soul and I
Nachdenkliches
Punktum
Reha
soziale Verflechtungen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren