Mittwoch, 16. März 2011

25 Jahre später..

... und so wie damals dauert es Tage, bis mein Hirn aus der Schockstarre wenigstens wieder in verwirrte und sehr langsame Gedanken flüchtet.

Wenn ich an diese Katastrophe denke, muß ich mich sehr zurückhalten, um nicht zu schreien. Regredieren in ein kindliches Stadium, wo ich mir nur die Ohren zuhalte, die Augen zusammenkneife und kreische. Es nimmt mir die Luft... Fassungslosigkeit, Hilflosigkeit, Ohnmacht.

Ich vermag nicht, mir vorzustellen, wie es Betroffenen vor Ort geht. Ein Land ohne Tränen, ohne Worte, ohne die Erinnerung an Lachen und Freude.

Dazwischen taucht Wut auf. Wut über Verantwortliche, das "Schicksal", all diese Experten, die Infopolitik, der ich nicht einen cm über den Weg traue.

Dann neige ich dazu, ins Philosophieren zu kommen. AKW - nein, danke? Doch was tue ich bereits seit Jahren, um den Energieverbrauch zu drosseln? Ich fürcht, es ist nicht viel. Ich könnt jetzt schreiben, ich dreh das Licht ab, wenn ich einen Raum verlasse. Doch 1. stimmt das nicht zu 100% und 2. ist das nicht mal der Rede wert.

Dann wieder völlig Ich-bezogen: woher kriegt man jetzt Sushi-Reis? Wasabi-Paste? Kaum werden mir diese Gedanken bewußt, könnt ich mich ohrfeigen! Himmel, wir sind schon eine eigenwillige Spezies, immer als zu uns selbst in Relation zu setzen.

Bilder von einer verlassenen Insel tauchen vor mir auf. Bikini-Atoll, die 2.? Bilder von in 25 Jahren, die zeigen, dass sich die Natur alles zurückholt. So viele Menschen, die ihr Land verloren haben? Das Land der untergegangenen Sonne?

Honshu ist 1300 km lang, vermutlich bleibt ein Viertel unbewohnbar - lt dzt Erkenntnissen. Ich versuche, diese Relationen in bezug auf meinen Wohnort zu projezieren. So á la "würde es mich berühren, wenn..." Doch ich kann nicht mal die Beispiele, die mir einfielen, niederschreiben.

Schon wieder beisse ich mir auf die Lippen - Himmel, wie kannst du nur dran denken, dass du nie in Japan warst?? Ein Strahlenmediziner sprach grad in der Zib24. Nach langem endlich Aussagen, die ich verstehe, die ich glauben kann. Der Inhalt.. nun ja.. relativierend, nicht ganz beruhigend.

Doch ich stelle mir vor, ich hätte alles verloren, aber Erdbeben und sogar den Tsunami überlebt... und dann... stehe ich vor Menschen in Schutzanzügen, die mich auf Radioaktivität prüfen. Der Moment, bevor die Geräte über meinen Körper schweben. Ich würde vermutlich kraftlos fast zusammensinken. Und dann... diese Dinger schlagen an.... Ich glaube, ich würde wortlos weggehen. Irgendwo ans Meer, das jetzt näher ist als früher.... und mich einfach auf den Boden legen.

Dann schlägt bei mir wieder Zynismus durch. Ob Japan auch zum Uneso-Weltkulturerbe erhoben wird...? Kaum... war ja keine mutwillige Zerstörung - die Infopolitik aber eine ähnliche... Ob ich in 25 Jahren einem 20 Jährigen erklären könnte, wie das damals war?

Mich einfach auf den Boden legen.


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. Es gibt nichts zu sagen
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