Samstag, 2. April 2011

private Gründe...

... werden doch so oft beim Ausscheiden von Mitarbeitern der oberen Managementebene angegeben!

Himmel! Was soll denn das? Bei mir als Personalistin läuten alle Alarmglocken!

Doch vielleicht zur Klarstellung: kündigt bei mir ein Mitarbeiter und gibt mir persönliche Gründe an, die er nicht weiter diskutieren will, stelle ich mir doch die Frage, warum er so gar nicht darüber reden will. Da muß doch von vornherein die Vertrauensgrundlage massiv gestört sein. Ehrlicherweise hab ich es bei direkten Mitarbeitern so noch nicht erlebt. Selbst von mir betreute Mitarbeiter sagten mir zu 99%, was dahintersteckt. Ein guter Teil sicher deswegen, weil ich für meine Verschwiegenheit und Diskretion bekannt bin, aber auch für mein menschliches Vorgehen.

Höre ich vom oberen Management (Europa-Ebene), dass ein Personalist der HQEbene geht und es werden private Gründe angegeben und dann noch ein Ausscheiden innerhalb von 14 Tagen.... boah!

Jeder Personalist in dieser Ebene weiß, dass so nur Raum für Gerüchte oder wilden Interpretationen gegeben wird. Wäre ich selbst diejenige mit privaten Gründen, würde ich vermutlich schreiben:
"ich verlasse das Unternehmen. Da mir bewußt ist, dass ein vager Grund immer Unsicherheiten und viele Gerüchte anheizt, nur soviel: Ich gehe aus familiären/gesundheitlichen Gründen, bitte Sie aber um Verständnis, dass ich darüber nicht weiter sprechen will"

Jetzt kann ich also munter drauf los interpretieren:
1. Er ist krank - dann würde er doch sofort gehen, ich bin überzeugt, sie würden ihn in diesem Falle auch gehen lassen. Als CEO würd ich überhaupt sagen, wart mal ab, bleib zu Hause, gib dir einige Wochen Zeit, um die Situation überhaupt überblicken zu könenn"

2. jemand in seinem Umfeld ist krank - siehe oben. Ich als CEO und in diesem Fall auch Freund: "Ab nach Hause... schau erstmal... bitte sei telefonisch sporadisch erreichbar, lass uns einmal am Tag telefonieren"

3. Scheidungsandrohung oder keine Lust auf Reisen. Ich als CEO würd sagen, ok, lass uns eine vernünftige Übergangslösung finden. Gib uns 3 Monate, nimm dich nicht mehr allem an und wir haben Zeit, uns um eine Nachbesetzung zu kümmern.

4. anderes Angebot. Hm... möglich. Glaub ich aber nicht - wieso dann der Hinweis auf private Gründe?

5. bleibt nur noch das: die "privaten Gründe" sind die neue Formulierung für "er wird sich neuen Herausforderungen stellen"...

Wieso nicht einmal so:
"Leider trennen sich unsere Wege. Es ist mit einer Beziehungstrennung zu vergleichen. Unsere beruflichen Wege und Ansichten haben sich leider in unterschiedlichen Richtungen entwickelt. Daher haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen, bevor noch so viel Porzellan zerbricht und wir uns auf der persönlichen Ebene nicht mehr respektieren können." ?

Irgendwann, irgendwann... verlautbare ich das so....

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