Reha

Samstag, 15. April 2006

1. Flucht und das Bedürfnis, Leute zu schockieren...

Heute gings ja zu wirklich humanen Zeiten los - also dachte ich, keinen Weckruf bestellen (der Rezeptionist hätte eh nur wieder das Gesicht verzogen) und wenigstens bis 08.00 schlafen... Denkste! Ich bin ja - warum auch immer - auf der Krankenstation gelandet und liege inmitten lauter Patienten, die auf Hilfe angewiesen sind...

Da geht es um 06.00 Uhr immer laut zu - Geschreie von Schwestern (eh klar, viele sind schwerhörig), Geschirr geklapper und mein vielfach berühmter tiefer Schlaf (auf Segeltörns muß ich immer neben den lautesten Schnarchern liegen, weil ich stets einen komaähnlichen Tiefschlaf habe) läßt mich einfach im Stich! Die Wände sind hier entweder wie am Segelboot aus 5mm Sperrholzplatten oder aus Papiermaché. Eigentlich nichts, daß mich aus der Ruhe bringen dürfte...

Aber vermutlich hat mich der 02.00 Sturz aus dem Krankenbett etwas irritiert ;-) Und der war ziemlich tief! Mein Bett zu Hause ist nicht das größte, aber doch etwas breiter, aber auf alle Fälle ist es niedriger!! Jedenfalls war ich wirklich versucht, diese metallenen Gitterwände aufzuklappen (um einen neuerlichen Sturz zu verhindern), aber ich fand keine! Da muß ich schon in einem Krankenbett liegen und das einzig sinnvolle, nämlich sturzverhindernde fehlt!

Ein Anti-Highlight war sicher noch die Diätologin (die heißt wirklich so!). Dabei schaute ich noch an mir runter und meinte "Sind Sie sicher, daß ich dorthin muß?" Aber ich scheine es noch nicht kapiert zu haben: Vorschrift ist Vorschrift! Meinen BMI von 21 nannte sie "am unteren Rand" Also untergewichtig bin ich wirklich nicht! Und dann startete sie einen Vortrag über die Ernährungspyramide. Da tappte ich in eine Falle: ich erlaubte mir zu sagen, daß Milchprodukte gar nicht sooo gesund sind (zumindest lt. TCM) - den Fehler bereute ich ;-) Sie drehte mindestens noch 3 Ehrenrunden um den Kalciumgehalt (ha, ha, nur weil ich mir einen ziemlich dicken Knochen gebrochen hab)

2 Therapien am Vormittag, die nur frustrierend waren. Bei der Heilgymnastik stürzte ich (konnte aber damit der 82 jährigen neben mir wenigstens ein schadenfrohes Grinsen entlocken) - nach einem kurzen Frustanfall entschied ich mich für die altruistische Sicht und freute mich, einen Menschen erhellt zu haben.

Und das wiederum löste bei mir eindeutig Flucht aus - ab in den nächsten Bus und masochistischer Weise auf den Dobratsch - traumhaftes Wetter, viele Tourengeher, ein Segelflieger.... und ich.... hilflos auf 500m schneebedeckten Weg! Das gute daran war, ich weiß, was ich nächste Saison definitiv wieder mache und ich hätte in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht, daß ich ohne Hilfsmittel diese Saison noch auf Schnee gehe (obwohl: ehrlicherweise kann man das nicht gehen nennen, sondern höchstens langsames Vortasten) - eine neue Disziplin: wer es schafft, für 500 m und zurück 1 Stunden (in Worten: eine) zu brauchen, gewinnt!!

Villach dagegen war ausgestorben - eh klar, bei den Kärtnern scheint Ostern wirklich heilig zu sein...

Das veranlasste mich, an der Rezeption (eigentlich ein falsches Wort für das da - Leitstelle für Revers würde besser passen) nach einem Fahrradverleih zu fragen... ich erntete große Augen, sehr hoch raufgezogene Augenbrauen und ein: Wie bitte? Dann der Verweis, erst den Arzt fragen zu müssen. Ich, auf quasi alles vorbereitet: "Wenn ich Ergometertraining hab (auf einem Fahrrad), darf ich auch Fahrrad fahren!" Damit war´s dann klar - ich hatte dort einen schwarzen Punkt auf der Stirn (und vermutlich auf der Akte)! Ergebnis war: er wollte nicht mal mit einem Jeton fürs Solarium rausrücken (oder müßte er da auch erst den Arzt fragen??)

Das Bedürfnis, Leute zu schockieren, ging am Abend in der Bar weiter (warum ging ich eigentlich dorthin?? Ach ja, es war der Alkohol). Jedenfalls brachte ich einige Pensionisten bei einer Diskussion über das Pensionssystem sicher zum Hyperventilieren :-)

Ein weiterer jüngerer "Selbstmörder" brachte fast das Faß zum Überlaufen, indem er in dieser Runde fragte: Was ist die Steigerungsform von Gruftie? Komposti... Ich geb zu, der ist wirklich unter jeder Kritik! Allerdings mokierte sich natürlich sofort eine ältere Dame um die 65 über die Jugend und wurde aber überraschenderweise von der 92 jährigen gestoppt: Geh Gerti, aus dir spricht der Neid der Besitzlosen ;-)

Also hab ich beschlossen: mit 92 will ich auch noch so drauf sein LOL

Freitag, 14. April 2006

Zuchthengste und das Bedürfnis, einen vermutlich 70 jährigen zu umarmen

06.30 Tagwache - und ich habs wirklich geschafft! Ich hörte den Weckruf und meinen Wecker... Wußtet Ihr, daß es um 06.30 noch gar nicht richtig hell ist?? Zuerst dachte ich ja, meine Augen wären von Schlaf verklebt ;-)

Dann so der Erstkontakt mit dem Pflegepersonal... Wie überall hat das Verwaltungspersonal die Freundlichkeit quasi mit dem Löffel zum Frühstück eingenommen. Die Schwester sind mit entsprechenden Zynismus ausgestattet und die Ärztin mit überraschend viel Enthusiasmus.

Blutabnehmen beherrschen sie, dagegen Blutdruck messen nur bedingt. 4 Versuche waren nötig, um meinen Blutdruck zu erfassen. Das bedingte den Enthusiasmus, mich mit Kreislaufmittel vollzutropfen (ich find 100 zu 70 nach 2 Kaffee durchaus passabel), aber auch den zynischen Kommentar: quasi ein lebender Zombie - ha, ha...

Die Ärztin erfreut über eine andere Diagnose als Wirbelsäulenproblematik und Hüftoperation "Fein, so einen Fall haben wir nur so 2-3 pro Jahr!" - da kommt wirklich Freude auf! Ihr Enthusiasmus hatte leider keine Auswirkungen auf ihre optimistische Sicht der Dinge "Ach, wenn´s viel Glück haben, wird das vielleicht wieder so halbwegs" - ähm... ich gehe davon aus, daß das nicht nur halbwegs, sondern wieder ganz vernünftig wird und das auch noch fix und 100%??!!

Interessant ist die Tatsache, daß einem hier kaum jemand nach dem Namen fragt, sondern nur nach der Diagnose? Spannend! Da läuft also die linke Hüfte neben der Wirbelsäulenverplattung... Noch spannender, daß die Sportverletzungen (genau, so schnell wird man assimiliert!) Selbstmörder genannt werden. Auch wird man als "Nicht-Krückenträger" mitleidig b elächelt - offensichtlich hat man dann hier keine Daseinsberechtigung ;-) Beim ungefähr 20x Kopfschütteln über die Nicht-Krücken gings einmal mit dir durch und ich meinte "tja, 11 Wochen waren genug" - die Frau (ich glaube, rechte Hüfte) hätte fast noch einen Herzinfarkt gekriegt "WAAASSS, ich hab sie erst 3 Wochen und es müssen nochmals 3 Wochen sein, wie hält man das 11 Wochen aus??" ... Ich stand einfach GottseiDank wieder über den Dingen...

So von wegen ansehnlichen Oberärzten - die sind mir ja noch nicht untergekommen!! Ich sah bis jetzt nur Frauen!! Das bringt mich auf die Idee, warum Kurschatten Kurschatten heissen - die sind so im Schatten verborgen, daß man sie gar nicht sieht ;-)

Die zwei Highlights des Tages: auf einem Spaziergang entdeckte ich unzählige Pferdekoppeln und -stallungen. Einen Stall besuchte ich auch (nur 2 Haflinger, sonst nur Warmblütler). Ich hab selten Pferde mit solch einem Stockmaß und solch einem Temperament gesehen. Das Pferd xy mit einem ellenslangen Namen... irgendwas der IV von irgendwas wurde auch noch rausgeführt. Ich muß gestehen, so knapp an eine Stallwand hab ich mich noch nie gedrückt ;-) Und siehe da, der IV von irgendwas dürfte der klassische Zuchthengst sein ;-) Er führte sich schon beim Rausführen auf (eh klar, Testosteron wurde eindeutig ausgeschüttet - ähm... haben das auch Pferde?), benahm sich wie der Macho schlechthin, stieg auf und..... ich glaube, man nennt das "Decken" LOL.... Das war ja durchaus nett anzusehen, aber zugleich auch sehr ernüchternd - wußtet Ihr, daß das Decken grad mal 45-50 Sekunden dauert?? Also Stute möcht ich keine sein ;-)

Was mich ja fast zum 2. Highlight bringt: im Gespräch mit einem älteren Herrn erwähnte ich, daß ich vor 1,5 jahren zum 35. Geburtstag nach Verona in die Oper entführt wurde... Er schüttelte ungläubig den Kopf. (??) Ich dachte mir, hey, ich weiß schon, was eine Oper ist... Er fragte nochmals, "Wie bitte?" Ich wiederholte langsam, laut und deutlich "Verona, Arena, La Traviata" LOL Es stellte sich heraus, er fragte nach meinem Alter, schüttelte nochmals ungläubig den Kopf und gratulierte mir zu meinem Aussehen ;-) Da hätt ich ihn wirklich umarmen können!! (hey, ihr Zyniker, kommt mir jetzt nicht mit dem Argument, er sähe schlecht oder Ältere können keine jüngeren altersmäßig schätzen) - er war wirklich ein GOLDSCHATZ!

Donnerstag, 13. April 2006

ÖBB, Villach, Sonne und... Thermenhof

Was für ein Tag...

Die ÖBB darf sich über zu wenig Fahrgäste nicht beschweren - ich hab mit Ach und Krach eine Sitzplatz in einem Raucherabteil ergattert, das tatsächlich VOLL war.

Doch zu Mittag: Ankunft in Villach, die Berge angezuckert, im Becken warmer Sonnenschein. Per Taxi zum Thermenhof. Das Prospekt überschlug sich ja förmlich vor Superlative, zeigte Fotos eines gediegenen Hotels und die Spannung wuchs. Hält die Realität, was das Prospekt versprach? Ist der abgebildete Teich wirklich ein Teich oder nur ein Biotop mit einem Fischauge aufgenommen? Fragen über Fragen...

Doch dann fuhr das Taxi mit mir Staunenden eine richige "Rondeau"-Auffahrt hinauf, Glastüren gingen automatisch auf und ich warf den 1. Blick auf Marmorböden und in ein sonnendurchflutetes Foyer - der Traum war Wirlichkeit und ich tatsächlich im Thermenhof! Dann noch ein kurzes Zittern, ob ich wirklich angemeldet bin, doch sofort beruhigte mich eine freundliche, nette, zuvorkommende Rezeptionistin.

Allerdings in diesem Moment zerplatzte der Traum: sie redete und redete und redete - doch das einzige, das hängen blieb, war: Und um 07.00 Uhr sind Sie bei der Blutabnahme... Hörte ich tatsächlich 07.00 Uhr???

Noch hoffte ich, wieder beginnen zu träumen (ich schaff es doch auch sonst, schöne Träume einfach weiterträumen zu können), doch die bittere Realität traf mich: ein Linoleumzimmer, ein richtiges Krankenbett, ein Nottelefon für die Nachtschwester und die Bitte, doch vorerst im Zimmer zu bleiben, die Schwester käme gleich....

Arghh!! Von wegen Thermenhotel - wie können sie nur ein Rehazentrum auf "Thermenhotel" taufen??

Um 17.00 Uhr gab es dann große Einführung: was man darf (das macht alles keinen Spaß) und noch viel mehr von dem, was man nicht darf (dabei hätte das definitiv Spaß gemacht). Die Vokabel flogen einem nur so um den Kopf : Leitstelle Therapie, Leitstelle Verwaltung, Fango (was ist das?) bis hin zum Quellenbecken... Uhrzeiten (natürlich alle unterschiedlich), Orte, wo man sich einzufinden hat... Ich frage mich, wenn ich mir das nicht merken kann, wie können es die anwesenden 70plus jährigen...?

Doch die Essenszeiten forderten mich gleich weiter: 11.30 Mittag (bitte verratet das nicht meiner Oma), 17.30 Abendessen! Da ich um 11.30 definitiv noch nichts essen kann, werde ich wenigstens nicht zunehmen...

Tja, die hier Anwesenden... wie soll ich diese beschreiben? Das Durchschnittsalter ist gar nicht soo hoch (ich hätte vorher auf 72 getippt, realistischerweise liegt es vermutlich so um die 60). Die wenigen jungen hier scheinen Angestellte (und nicht Patienten) zu sein. Ich konnte es nicht überprüfen, dabei wär das ja so simpel. Jeder Patient erhält ein hübsches Plastikarmband - so eines, daß man oft in Discos erhält. Doch die Jungen hatten demonstrativ die Ärmel bis zu den Fingerspitzen hinuntergezogen. Heißt das nun, sie sind Patienten (und zeigen nicht so gerne die Armbänder) oder sind sie keine Patienten (und finden es witzig, wenn man/ich sich darüber den Kopf zerbricht)?

Apropos Armbänder: ich dachte ja, ich wäre schlau und leg mir doch das Armband selbst herum - ich hätte es so weit gesteckt, daß ich es mit Ach und Krach runterziehen kann! Aber: die Rezeptionistin ist wohl früher als ich aufgestanden und meinte gleich: Nein, nein - WIR müssen die Armbänder anlegen! ;-(

Apropos: in der Patienteninformation wird auch eine Gouvernante angeführt... Ich frag mich doch, wozu man in einer Rehaklinik eine Gouvernante braucht - da fällt mir nur das Fräulein Rottenmeier von Heidi ein... Ich hoffe, ich lerne sie nicht kennen!

Und seit meiner Begegnung an der Bar mit einem jungen Mann (definitiv nicht Patient oder er hat das Armband runtergeschnitten) bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich eine Rehaklinik ist - seinen geweiteten Pupillen und seinen Verhalten entsprechend gehört er vermutlich mehr in eine Entziehungsanstalt...

Spannend ist aber, daß man so schnell assimiliert wird - man sieht lauter Menschen auf Krücken und auf der Stelle humpel ich selbst wieder mehr ,-)

Huch, so spät schon - um 22.00 Uhr ist ja Nachtruhe!!

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