Ich schlief schnell ein und gewohnt verfiel ich in tiefen Schlaf. Schlaf nervt mich meist, da ich bewußt nichts machen kann - Lebenszeit verschenke. Und doch macht das Unterbewußte einen Job.
Heute nacht suchte ich nach Körperkontakt. Im Wachwerden zogen Fetzen des Traumes wie Nebelschwaden an mir vorüber. Traurigkeit machte sich breit, doch das Verstehen von Motivationen macht es leichter. Wissen beruhigt mich, da es keinen Platz mehr für Interpretationen läßt. Kein Zaudern mehr, Herumdrehen von möglichen Motiven, Interpretationen über Interpretation über das vielleicht Gemeinte - all das fällt mit Wissen weg. Es erleichtert, da ich im Grübeln mich selbst immer in Frage stelle (was gut ist), mich aber zumeist dabei abwerte (was schlecht ist).
Meine Augen sind schwer und ich seufze. Ich sehne mich nach Schlaf, der beruhigt, der verarbeitet. Auch wenn´s Lebenszeit ist, die ich nicht bewußt erlebe.
Allerdings ist für solche Momente auch Segeln ein gutes Mittel. Die scheinbar unendliche Weite des Wassers, das unmittelbar Ausgeliefertsein den Naturelementen, das wiederum unmittelbare Reaktion verlangt ;-) Wind, der trübe Gedanken wegscheucht.
Also raus hier ;-)
edit: sch... kein Wind lt. Wetterstation am See - grrrrrr!!
Nehalennia - 17. Jun, 11:31
Was berührt mich? Körperkontakt ist nicht gleich Körperkontakt. Manchmal berühren miich Blicke mehr als Haut. Manche Worte berühren meine Seele.
Dieses Strahlen - nein, ich war nicht erstaunt. Diese sanfte Verabschieden - nein, ich war nicht erstaunt. Das behutsame Halten meines Kopfes mit beiden Händen - nein, ich war nicht erstaunt.
Der Blick an der Kreuzung, das schelmische Grinsen von Unsicherheit abgelöst. Ein Zögern, ein Schritt zurück, der Blick auf die Seite, um Entschlossenheit zu sammeln.
Ein liebevolles Wegschieben einer Handsträhne, die mir der Sturm ins Gesicht blies - nein, ich war gar nicht erstaunt.
Körperliche Berühungen haben 1000 Facetten. Wie erstaunt war ich über die Aufmerksamkeit der Aussicht, doch noch mehr über das bei der Hand nehmen. Es war ein sorgsames, aufmerksames, sanft führendes Handnehmen. Hand in Hand - die Aussicht bestaunen, skyline - Kenntnisse auffrischen. Schweigen... Wenige Worte, die unter die Haut gingen. Und doch aufgrund des Nichteinschätzen-Könnens meinerseits nicht die Seele berührten.
Die Suche nach Zärtlichkeit und zugleich das Geben dieser. Doch, das erstaunte mich. Das sorgfältige und zugleich zarte Zurückstreichen meiner Haare und Halten zum Zopf. Doch, das erstaunte mich. Die Rücksichtnahme auf meine Blindheit und die damit verbundene Fürsorglichkeit. Doch, das erstaunte mich. Die Selbstverständlichkeit des gemeinsamens Übernachtens - auch das erstaunte mich.
Ich vermutete die Ernsthaftigkeit und doch überraschte mich die Realität.
Am Abend vermutete ich Larifari, viel Lärm um Nichts, leere Worte, viel Blablabla. Es kam eine überraschende Einschätzung über die örtliche Flucht und was von dem Erhofften eintrat, aber vielmehr was nicht eintrat. Mein Vorsatz, es ihm nicht leicht zu machen, gelang mühelos und mehrmals schluckte er. Und doch - er schluckte. Nahm meine schnippische Art sehr fügsam mit viel Bedauern.
Ein Wasserfall schwemmte mir Alltägliches um die Ohren und ich schwieg. Ich schwieg lange und fragte mich warum. Die "Agendathemen" waren noch nicht abgehandelt. Ich ertappte mich bei zuhörenden Schweigen - ohne Kommentare, Lebensweisheiten, Ratschläge oder Zustimmung/Ablehnung. Nicht mal meine Körpersprache versuchte mich zu verraten. Dieses Alltägliche
Der Wasserfall versiegte und der 2. bzw. 3. Agendapunkt wurde abgehandelt. Diese Worte berührten mich. Es war kein Wasserfall mehr, vielmehr ein zaghaftes Ausbreiten von Gedanken, Selbstreflexionen, Gefühlen. Ein Ausbreiten mit Selbstironie ohne Angriff. Zögernd gab er vieles preis ohne Anspruch auf Verständnis geschweige denn Absolution.
Beim 3. Agendapunkt wurde nach Worten gesucht. Ein Bedauern, das nicht beschönigt wurde. Ein Blick, der mir die Tränen aufstiegen ließ. Ein im richtigen Moment Aushalten des Schweigens. Ein ohne Worte gemeinsames Verlassen des Lokals. Dieser Moment berühte mich. Ich spürte meine Wut kleiner werden ohne das sie verschwand geschweige denn ins Gegenteil kippte (Gott sei´s gedankt). Das Nachlassen dieser Wut war sehr erleichternd. Bedauern machte sich bemerkbar. Aber auch das Wissen, nicht zurückzuwollen.
Ein Streichholz und fast brannte es wieder. Zündlern sollte auf die Finger geklopft werden. Ein in die Arme nehmen machte mich erst steif. Die vertraute Berühung, der vertraute Geruch.. ich könnte doch... ein tiefes Einatmen, Bilder stiegen auf. Bilder, die nach vorangegangenen Berührungen eigentümlicherweise, verstärkt wurden. Ein Bild, noch eines. Ein Diashow mit 73 Bildern in 2 Zehntel Sekunden.
Ein Ruck, ein erstaunlich heftiger Ruck nach hinten. Die Aussicht fiel mir ein - wie klein doch alles wirkte. Und wie anders andere Umarmungen wirken können. Nicht durch Wissen meiner Reaktion oder Brauchen geprägt, sondern durch Halten, Bewahren und Schützen. Aufmerksamkeit und Vorsicht.
Das Flämmlein wurde durch den Wind des Rucks gelöscht.
Kollateralschaden könnte mal sarkastisch sagen, Teil eines Prozesses klingt auch nicht besser. Ein Schiefer sitzt - will man ihn entfernen? Entscheiden ist angesagt.
Gilt das auch für mich? Nein, hab ich nicht notwendig. Weder noch noch - wir werden einfach sehen, wie meine Seele in Zukunft durch wen berührt wird. Der eine, der andere oder ganz ein anderer :-)
Nehalennia - 17. Jun, 00:06