Dienstag, 17. Juni 2008

Länder aller Nationen vereinigt euch!

Die Euro 2008 findet dzt. bekanntlich in Wien statt und ist mir seit Monaten ein Dorn im Auge. Adaptierung der Infrastruktur, Plakate, Ständer, Deko, ständige Berichterstattung über jedes noch so kleines Detail.

Nun gut, ich gebe zu, der Bau der U2 hat Wien durchaus was gebracht und zählt zu den Positiva der Euro.

Als am 3.6. auch noch ein Teil der Ringstrasse gesperrt wurde, zog ich mehr als nur eine Augebraue hoch - Wut, Unverständnis kochte in mir. Fluchtgedanken wurden gewälzt. Wie kommt man als Einwohner dieser Stadt überhaupt dazu, sich so was antun zu müssen.

Als die ersten Berichte über UEFA-Weisungen in den Fanzonen bekannt wurden, schäumte ich. Was heißt hier einheimisches Bier darf nicht ausgeschenkt werden, was heißt, der G´gspritze ist kein offizielles Getränk?

Als ich am Tag des Match Kroatien-? auch noch im Brunnengassenviertel war und das Polizeiaufgebot sah, freute ich mich direkt über den ausgiebigen Regen - recht geschieht ihnen!

Doch gestern wurde ich zum Besuch Ö-Dtschld überredet. Ich fuhr öffentlich und staunte.... ausgelassene Menschen, die feierten, die sich von der EURO begeistern und anstecken liessen. Fans, die Zeit und vermutlich Geld investierten, um ihre Nation auch visuell zu unterstützen. Etwas Sorge hatte ich bzgl Ausschreitungen. Die tiefsitzende Abneigung beider Völker ist mehr als bekannt.

Und was sah ich? Fanzonen, zu denen ich wegen Absperrungen keinen Zugang mehr hatte, voll mit friedlichen Menschen, die sichtlich Spaß an (wenngleich furchtbar falsch gesungenen) Hymnen, Anfeurungsparolen und -rufen hatten. Die sich gegenseitig anlachten und sich zum Teil über sich selbst lustig machten.

Fremde Nationen, wie zB japanische Besucher versuchten, nachzusingen. Ausgelassenheit, wohin man nur blickte. Das schönste Bild, das sich in mir einprägte, war ein eng umschlungenes Pärchen: sie aus Deutschland, er aus Österreich.

Nach Spielende war die Stimmung unter den Österreichern durchaus gedrückt, doch in den Öffis hörte ich nur schmunzelnde, leicht schmollende Kommentare wie "wir sehen uns beim Schifahren wieder"

Ausschreitungen gab es nur ganz wenige, 23 Festnahmen. Ich hoffe, das sich die Stimmung rund um das Match Türkei-Kroatien nicht ändert.

Familienaufstellung

Wie bereits hier erwähnt spielte ich mich monatelang mit dem Gedanken, eine Familienaufstellung zu machen. Warum? Gute Frage.

Die Psychotante meinte immer wieder, es gäbe Themen, an die ich mit meiner analytischen Herangehensweise nicht bearbeiten kann. Körpertherapie schlug sie mir vor - eine grauenhafte Vorstellung! Mein Gegen"angebot" war eine Familienaufstellung.

Und wie bekannt, hat es lange nicht sein sollen. Vor mehr als einer Woche war es dann so weit. Ich konnte es bis zum Schluß nicht glauben. Ein email der Therapeutin 2 Tage vor dem Termin löste Beklemmungen aus - wieder Absage? Nein, nur der Anfahrtsplan zum Seminarort. Und dann... ich verschlief am ersten Tag - kann man sich das vorstellen?

Ich raufte mir die Haare, fluchte, schimpfte, spuckte Gift und Galle. Am Weg dorthin überkamen mich Zweifel... vielleicht sollte das alles gar nicht sein? Zu Feigheit neige ich selten, also Augen zu und durch.

Es waren 2 sehr anstrengende Tage und doch berührend. Anstrengend, weil ich oft als Repräsentantin ausgewählt wurde... die Reaktionen meines Körpers waren kräfteraubend. Ich fühlte mich wie ausgelutscht und ausgespuckt. Ich lächel milde über diese Sätze. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich Aufstellungen vor Jahren verteufelte, meinte, die spinnen die Römer, wie soll denn so was schon funktionieren, die müssen alle auf einem Trip sein. Als ich dann, auch schon vor Jahren als Repräsentant Dinge von mir gegeben hatte, die ich niemals in so einer Situation sagen würde, war ich sprachlos. Ich kann mir zwar bis heute nicht erklären, wie das funktioniert, aber ich zweifle nicht mehr.

Berührend waren die Tage, weil die Anwesenden so entgegenkommend, offen, Vertrauen schenkend waren. Es ist keine Selbstverständlichkeit, vor Wildfremden über seine Probleme zu sprechen. Und es ist noch weniger selbstverständlich, sich um alle Anwesenden ständig zu kümmern, achtsam, verständnisvoll, empathisch zu sein.

Und es relativiert so vieles. Man schlägt sich nicht alleine, als der einzige Mensch auf Gotteserdboden mit belastenden Themen herum.

Was rausgekommen ist? Wenig spektakuläres... Vieles bekannt, einiges überraschend, aber alles in allem unspektakulär.... Wenn mich allerdings jetzt wer fragt, was ich jetzt damit mache: keine Ahnung! Beim besten Willen keine Ahnnung...

Auch merke ich, dass ich es langsam leid bin, mir Gedanken zu machen. Ich glaub, jetzt sinds 5,5 Jahre, in denen ich mich mühsam mit mir auseinandersetze. Oftmals kräfteraubend, verzweifelnd... Bis Juli mach ich jedenfalls mal gar nichts... ich lass es "setzen" und vielleicht weiß ich dann, was ich tun werde.

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